b

Zusammenfassung

 

 

Früher Erwerb von Sprachen: Pro und Kontra
Eine Veranstaltungsreihe des Club tre popoli/Verein zur Förderung
der Zusammenarbeit im Alpen-Adria-Raum in Kooperation mit dem Carinthian International Club

 

Wo

 

 

Europahaus Klagenfurt, Reitschulgasse 4, Matinee

}

Wann

 

 

Samstag, 21.10.2017 10:00 Uhr – 12:30 Uhr

Simone Pfenninger, Univ.-Prof.in für Zweitsprachenerwerb und Linguistik in Salzburg

„Früher Fremdsprachenunterricht: Mythen, Hoffnungen und Forschungsergebnisse“

Elizabeth McAdams, Sprachpädagogin in Klagenfurt

„Third Culture Kids und Mehrsprachigkeit: Herkunfts-, Umgebungs- und Drittkultur“

Franco Finco, Univ.-Prof. in Klagenfurt

„Sprachliche Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule Kärnten“

Am 21. Oktober wurde die Veranstaltungsreihe des Club tre Popoli zum Thema: „Früher Erwerb von Sprachen: Pro und Kontra“ mit drei weiteren Vorträgen fortgesetzt, die neue und z.T. überraschende Informationen und Einsichten vermittelten.

Simone Pfenninger, gebürtige Schweizerin mit Studium in Berlin und Zürich, ist Professorin am Department für Anglistik und Amerikanistik der Universität Salzburg.

Ihre Forschungsergebnisse zum Fremdsprachenerwerb belegen – entgegen einem weit verbreiteten Mythos – dass Kinder keine „Sprachschwämme“ sind, die fremdsprachlichen Input einfach so aufsaugen. Unter Berücksichtigung aller Faktoren ist der Altersfaktor eher schwach. Worauf kommt es also beim Sprachenlernen an? Vor allem auf einen „regelmäßigen und reichen Input“! Was bedeutet das? Quantität und Intensität sind wichtig: 1-2 Wochenstunden in Kindergarten oder Schule sind viel zu wenig,  bilingualer Unterricht in verschiedenen Fächern ist effektiv, ebenso wie „Sprachbäder“. Kinder, die erst mit ca. 10 Jahren eine Fremdsprache erlernen sind in der Muttersprache schon sehr kompetent und holen den Vorsprung der „early beginners“ auf. Die besten Ergebnisse hatten bei den jeweiligen Tests im Alter von 13 und 17 Jahren diejenigen Jugendlichen, die in der Muttersprache und der jeweiligen Fremdsprache gut lesen und schreiben konnten.

Elizabeth McAdams ist Sprachpädagogin in Klagenfurt,  Mutter von 3 Kindern, und hat ein Thema behandelt, das für die TeilnehmerInnen ziemlich neu gewesen sein dürfte:

„Third Culture Kids“ (Kinder die in einer anderen Kultur aufgewachsen sind als ihre Eltern)

Der Begriff Third Culture beruht auf Forschungen,  die zeigen, dass Kinder, die in einem anderen sprachlichen Umfeld als dem der elterlichen Sprache aufwachsen, sich nicht an eine der Kulturen (der elterlichen oder der des Umfeldes) anpassen, sondern eine Art „Drittkultur“  entwickeln.

Auf Grund einer geschärfte Wahrnehmung/Beobachtung ihrer Umgebung sind „Third Culture Kids“  in der Lage, auch ungeschriebene Regeln einer neuen  Umgebung zu erkennen. Dadurch fällt es ihnen leichter, sich in die Menschen, die in einer anderen Kultur leben, hinein zu fühlen; sie können auch Aspekte des Gastlandes besonders gut genießen. Diese Kompetenzen führen oft zu einem ausgeprägten Selbstbewusstsein/Selbstwertgefühl. Sehr berührende Texte von „Third Culture Kids“ haben uns allerdings auch gezeigt, dass manche von ihnen unter einem Gefühl der Wurzellosigkeit leiden.

Prof. Franco Finco ist Friulaner und unterrichtet an der Pädagogischen Hochschule Klagenfurt. Er begrüßte uns 4-sprachig: deutsch, slowenisch, italienisch und friulanisch, um sodann über die mehrsprachige und interkulturelle Lehrer/innenbildung an der PH zu berichten. Unser Raum mit den aneinander grenzenden Sprachen der drei großen europäischen Sprachfamilien ist nach seiner Überzeugung ein ideales Forschungsfeld. Das Institut bietet hierzu den Studienschwerpunkt „Mehrsprachigkeit und interkulturelle Bildung in der Alpen-Adria Region / Večjezičnost in medkulturno izobraževanje v regiji Alpe-Jadran / Plurilinguismo ed educazione interculturale nella regione Alpe Adria“ an. In verschiedenen Modulen erlernen die Studierenden u.a. Grundkenntnisse der Nachbarsprachen (Slowenisch, Italienisch, BKS) in Form immersiver Sprachbäder.

Sie lernen verschiedene mehrsprachige Schul- und Unterrichtsmodelle im Rahmen der zwei- und mehrsprachigen Erziehung und Bildung in Friaul – Julisch Venezien und Slowenien kennen und setzen sich mit der Vielfalt in heterogenen Klassen auseinander.

Die rege Diskussion mit den TeilnehmerInnen wurde beim anschließenden Mittagessen noch bis 15 Uhr fortgesetzt.

Wir freuen uns schon sehr auf die vorerst letzte Veranstaltung dieser Reihe, in der uns Referentinnen aus Slowenien, Triest und Kärnten über folgendes Thema berichten werden:

„Erfahrungen, erreichbare Sprachkompetenzen und Problemstellungen im  mehrsprachigen Unterricht in Slowenien, Friaul- Julisch Venetien und Kärnten“

PDF herunterladen